7. Fachtagung zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung

7. Fachtagung zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung

Die 7. Fachtagung zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bietet eines der wichtigsten Foren für Fach- und Führungskräfte aus Compliance, Geldwäscheprävention, Risikomanagement und Interner Revision. Im Fokus steht die Frage, wie Institute ihre Prozesse, Systeme und Datenhaushalte an die neuen europäischen Anforderungen (AMLR, AMLD6, AMLA, RTS) anpassen und gleichzeitig die operativen Risiken zunehmend komplexerer Geschäftsmodelle wirksam steuern können.

Die Tagung bündelt erstmals die vereinte Perspektive von BaFin-Aufsicht, Prüfern, Sonderbeauftragten und Branchenexperten. Die Kernaussage aller Vorträge:

Die Zukunft der Geldwäscheprävention ist datengetrieben, europäisch harmonisiert und technisch anspruchsvoll.


Typische Problemfelder

Die BaFin stellte in ihren Fachvorträgen klar, dass viele Verpflichtete weiterhin grundlegende Anforderungen nicht durchgängig erfüllen.

Typische Problemfelder:

  • Mindestanforderungen werden häufig falsch reduziert, weil Proportionalität fehlinterpretiert wird.
  • Risikoanalysen sind oft nicht operationalisiert und nicht mit Sicherungsmaßnahmen verzahnt.
  • Dokumentation bleibt die häufigste Ursache für Feststellungen (PrüfbV-Nr. 1, 3, 7, 10–17, 21, 23).
  • Transaction Monitoring und TM-Kalibrierung basieren zu oft auf Expertenmeinung statt quantitativer Validierung.
  • Wirtschaftlich Berechtigte (wB) werden unzureichend identifiziert – insbesondere in Leasing, Factoring und komplexen Strukturen.
  • Datenqualität entwickelt sich zum zentralen Aufsichtskriterium: Ohne saubere Daten keine AMLA-Compliance.

Neue EU-Risikomethodik

Ein besonderer Schwerpunkt der Tagung lag auf den neuen Regulatory Technical Standards (RTS) nach Art. 40 AMLD und Art. 12 AMLAR. Diese definieren:

  • ein einheitliches EU-Risikomodell (1–4 für inhärentes Risiko; A–D für Kontrollqualität)
  • mehrere hundert standardisierte Datenpunkte
  • ein hochstrukturiertes Verfahren zur Direktaufsicht der AMLA
  • verbindliche Anforderungen an Datenqualität, Datenlieferung und IT-Schnittstellen

Der Grundtenor der Aufsichtsbehörden: Subjektive Risikoeinschätzungen gehören der Vergangenheit an – Daten bestimmen das Aufsichtsrisiko.

Für Verpflichtete bedeutet das: Ein belastbarer AML-Datenhaushalt, moderne IT-Systeme, starke Governance-Strukturen und dokumentierte Entscheidungen sind künftig der Schlüssel zur Risikoreduzierung.


Die vier größten Risikotreiber

Der BaFin-Trendmonitor zeigte, wie stark sich reale Missbrauchsszenarien verändern:

  1. Sanktionsumgehung – insbesondere über Drittländer, Briefkastenstrukturen, alternative Zahlungswege.
  2. Bargeld – weiterhin der dominierende Risikotreiber, verstärkt durch hybride und digitale Geschäftsmodelle.
  3. Komplexe Firmenstrukturen – fehlendes Verständnis führt zu Fehlklassifizierungen und EDD-Versäumnissen.
  4. Betrug – wichtigster Frühindikator für AML-Schwachstellen im Institut (z. B. via SEPA-Recalls, Device-Sharing, Netzwerktransaktionen).

Die klare Botschaft der Aufsicht: Betrug, Sanktionen, Krypto und Bargeld sind längst miteinander verflochten.


Leasing & Factoring: Wiederkehrende Fehlerbilder

Im Sektor Leasing & Factoring stellte die BaFin erneut systematische Defizite fest:

  • wB-Ermittlung ohne Primärerhebung beim Kunden
  • fehlende Drittzahler-Überwachung
  • keine Mittelherkunftsprüfung bei Bartransaktionen
  • Risikoanalysen ohne TF-Komponente
  • Fehlanwendung von Reverse-Factoring-KYC-Pflichten
  • Missverständnisse zu § 25k KWG („unbekannte Debitoren“)

Diese Feststellungen verdeutlichen, dass branchenübergreifende Grundlagen in vielen Häusern fehlen – unabhängig von Größe oder Geschäftsmodell.


Empfehlungen des Sonderbeauftragten

Die Fachtagung vermittelte klare, praxiserprobte Handlungsschritte:

  • Risikoanalyse als echtes Steuerungsinstrument nutzen (inkl. Zielbild, Mindestanforderungen, Proportionalität).
  • Quantitative Validierung statt Expertenmeinung – insbesondere bei TM-Schwellenwerten.
  • Dokumentation professionalisieren, um PrüfbV-Feststellungen vorwegzunehmen.
  • Datenmanagement modernisieren: Neue AMLR-Attribute (LEI, Steuer-ID, Nationalitäten, wB-Kaskaden) müssen systemisch abbildbar sein.
  • Frühzeitige Projektplanung bis Juli 2027 (AMLR-Umsetzungsfrist).
  • Starke AML/CFT-Kultur, klare Rollen, ausreichende Ressourcen und technische Kompetenz.

Die nächsten zwei Jahre entscheiden über die Zukunft

Die sechs BaFin-Vorträge machen unmissverständlich klar:

  • Die AML-Welt wird europäisch, datengetrieben und technisiert.
  • Die Aufsicht erwartet eine saubere Umsetzung der Mindestanforderungen,
    kombiniert mit professioneller Proportionalität.
  • Die AMLR zwingt Institute zu einem kompletten Re-Design von KYC, Monitoring, wB-Ermittlung und Governance.
  • AMLA wird ab 2027 harte Datenabfragen durchführen – Institute müssen technisch darauf vorbereitet sein.

Nur Institute, die frühzeitig in Datenqualität, Governance, IT-Modernisierung und Risikoanalyse investieren, werden im neuen EU-AML-System bestehen.

Quelle: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veranstaltungen/DE/250429_Geldwaeschebekaempfung.html